So klein und trocken hab ich Dich noch nie gesehen… Verlassen von Deinen Zuflüssen, austrocknend, schrumpfend, warm.
Harmlos wie Du daliegst, phlegmatisch nur als kleiner Rest, umwandert von Massen, belagert von Kindern, zerplantscht von Hunden, traurig.
Das Leuchten, das in Deinen Tiefen schlummert, es ist geblieben, es erzählt von anderen Zeiten, wenn Du metertief, mächtig, groß bist – kalt, und doch so anziehend.
Ich grüße Dich, ich vermisse Dich, ich warte. Der nächste Winter wird kommen, die nächste Schneeschmelze wird folgen, Dein Wasserstand wird steigen, die Wege und Bänke und Steine und alles überfluten. Mächtig wirst Du sein, eindrucksvoll, tief, klar, kalt.
Bis erneut die Hitze kommt, erneut an Dir zehrt, Dich erneut austrocknet, und wieder liegen lässt als kleinen Rest Deiner selbst.
Doch vielleicht ist alles ganz anders? Vielleicht bist Du gerne klein und harmlos, warm und überschaubar, magst es wenn Kinder plantschen, Hunde spielen und sich Horden um Dein Ufer wälzen.
Es ist egal. Mal bist Du das eine, mal das andere Extrem, meistens irgendwo dazwischen. Und welcher Zustand auch immer Dir gefällt – er wird vergehen. Und wieder kommen. Und wieder vergehen. Und wieder kommen.
Immer und immer wieder – bis irgendwann alles ganz anders wird.