Kaiserschild. Klingt gross, klingt wichtig.
Klettersteig. Klingt modern, cool, aufregend, steil.
D/E. Klingt anstrengend, aber nicht fürchterlich.
Peter Police. Klingt nach einer Menge Spass.
Peter war derjenige, dessen ansteckende Begeisterung fürs Bergsteigen meine alpinen Gene wachgekitzelt hat. Oder besser gesagt: wachgeprügelt. Er hat mich mitgenommen, auf meine allererste Bergtour überhaupt. 1100hm, über 4 Stunden lang Schneegestapfe, Gekeuche, Gefluche. Aber es hat seine Wirkung nicht verfehlt! Danke dafür, mein Freund!
Kaiserschild – ein Berg wie aus dem Bilderbuch, trohnend über Eisenerz. Gestern hatte ich ständig ein Auge auf den wunderbaren, riesengroßen Kalk-Haufen, fasziniert von den steilen Wänden und der wunderschönen Form.
Und heute solls da raufgehn!
Also wieder 4:30 – nach ein paar Stunden flachem Schlaf raus aus dem Bett, rein ins Gwand, fertig gepackte Jause in den fertig gepackten Rucksack, ab ins Auto, ab auf die Autobahn.
Der Parkplatz Gemeindealm ist fast völlig leer. Wo sind all die Leute, die gestern noch in Scharen auf die Gipfel gedrängt haben? Offensichtlich woanders, uns solls Recht sein.
Wir starten gemütlich um halb sieben, obwohl die Luft kühl ist zieht sich der Zustieg wie Kaugummi. Die fast 2000 Höhenmeter von gestern stecken mir noch ordentlich in den Knochen, ich komm sehr schwer in Bewegung. Nicht so Peter, der mir immer um einige Schritte voraus ist. Aber Schritt um Schritt wird auch mein Atem tiefer, mein Kopf ruhiger, kommt die Wand näher. Und die Sonne auch. Noch liegen Zustieg und Klettersteig im Schatten, aber es ist klar daß das nicht mehr lange so sein wird.
Nach zwei Stunden sind wir am Einstieg des Klettersteigs, gleich liegt der behelmte Kopf im Nacken: „Da gehts rauf?“ – „Schaut schon ganz schön steil aus!“.
Ist es auch. Der Einstieg gleich mal relativ knackig, leicht überhängend, die Arme noch nicht aufgewärmt, keine ordentlichen Tritte – so würg ich mich über die ersten Meter. Peter kommt nach, er scheint von der Anfangs-Schwierigkeit auch überrascht. Und das Karabiner-Gewurstel ist auch noch etwas ungelenk, gerade in der steilen Einstiegs-Passage kostet das wertvolle Kraft.
Aber davon gibts ja genug, drum einfach weiter! Der ganze Klettersteig ist wunderschön angelegt, zieht sich durch überraschend festen Fels und lässt sich, mit offenen Augen (und bis auf die Schlüsselstellen), auch recht kraftsparend begehen. Ein bisschen Klettertechnik ist aber schon hilfreich, und auch die Bereitschaft, mal die kerzengerade Linie zu verlassen.
Überraschend nah geht mir die Nepal-Brücke, eine ausgesetzte, 40 Meter lange Seilbrücke. Schaut schon wackelig aus, und dünn. Hat den Namen „Brücke“ eigentlich nicht verdient. Wirklich nicht.
Normalerweise beeindruckt mich Höhe und Ausgesetztheit nicht schnell. Und die Brücke ist auch nicht hunderte Meter hoch. Trotzdem, so filigran und instabil, wie sie vor mir liegt… Also, atmen, einhängen, atmen, Schritt, atmen, nächster Schritt, etc.
Wieder werd ich ruhiger, von „Genuss“ noch etwas entfernt, aber die Aufmerksamkeit ist wieder auf die Außenwelt gerichtet.
Der Rest des Klettersteigs ist „a g’mahte Wiesn“, erst recht die letzten 20 Minuten Gehgelände zum Gipfel.
Wunderschöne Aussicht auf die Berge rundum, vom Hochschwab übers Gesäuse bis zu den Seckauer Alpen und dem Gösseck ist alles da. Und natürlich, von hier aus niedrig – aber immer schön – der Erzberg.
Hunger! Ein klares Signal vom Körper, dem jetzt nachgegangen wird. In Windeseile ist die ganze Jause verdrückt. Gemütlich in der Sonne sitzend, Fotos machend, plaudernd, lachend geniessen wir eine ganze Stunde unter der metallenen Gipfelfahne.
Der Abstieg ist lang und mühsam, eine offene Stelle am Zeh fordert Aufmerksamkeit für jeden Schritt. Die unteren 300 Höhenmeter nehmen wir auf der Express-Spur über eine Schotterrinne, schwupps sind wir wieder auf der Forststraße und kurze Zeit später beim Auto. Mann, ist das heiss hier im Tal!
Trotzdem schmecken Kaffee und Kuchen in Eisenerz ganz wunderbar. Aber die Hitze ist wirklich nicht lang auszuhalten – also ab Richtung Leopoldsteinersee. Gestern, vom Pfaffenstein aus, wirkte er eindrucksvoll und einladend, heute vom Kaiserschild war er nur ein kleiner, blauer, unauffälliger Streifen in der Landschaft.
Komisch, Wassertropfen auf der Windschutzscheibe. Wie denn das? Während wir genüsslich Kaffee geschlürft haben, haben sich ein paar Wolken zusammengetan und verdunkelt und plötzlich regnet’s wie nur was, grad als wir Richtung See fahren. „Das wird wenigstens die Leute verjagen!“ – tat’s zwar nur bedingt, aber für einen freien Parkplatz hat’s gereicht.
Bis der Regen vorbei war gemütlich ein kleines Schläfchen im Auto, dann Badehose eingepackt und ab Richtung Ufer. Ein schönes Plätzchen mit Seezugang ist schnell gefunden, das Wasser herrlich klar und kalt. Immer wieder ziehen Regenschauer durch, trotzdem scheint dazu meistens die Sonne. Wunderbare Stimmung.
Angenehm abgekühlt geht’s heimwärts. Fasziniert, wie viel wir an einem Tag unternommen und erlebt haben, verabschieden wir uns. Bis zum nächsten Mal, lieber Freund!